Westend-Synagoge – Verhüllt
Für die erstmalige Teilnahme der Jüdischen Gemeinde Frankfurt an der Luminale 2018 durften wir die Westend-Synagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße mit einer interaktiven Lichtinstallation bespielen.
Die sonst unbeleuchtete Fassade der Synagoge wurde von uns mit einer dynamischen Fassadenprojektion bespielt und weithin sichtbar gemacht. Die Gestaltung der Projektion erschwert den Besuchern aus der Ferne das Erkennen der Architektur und schafft mit Ihren Störbildern einen Moment der Verschleierung. Sie appelliert an die Neugierde der Besucher und bringt sie dazu, sich dem „versteckten“ Gebäude anzunähern.
Die Ästhetik der projizierten Tarnmuster erinnert an digitale Glitches, Kompressionsartefakte oder auch an Muster, die zum Verschleiern der Form von Prototypen, bspw. in der Automobilindustrie, eingesetzt werden. Sie sind dabei nicht nur ein maximaler Kontrast zur sonst unbewegten Fassade, sondern beziehen sich auf die Geschichte der Gemeinde und des Gebäudes, greifen destruktive Elemente, aber auch die Notwendigkeit der Tarnung und der Anpassung, den Wiederaufbau und das Zusammenwachsen auf.
Gleichzeitig nehmen die Besucher durch ihre Anwesenheit und Bewegungen Einfluss auf die Fassadenprojektion. Es entsteht eine Verbindung mit den Betrachtern, die sich aus der Entfernung nähern. Das Spiel mit Nah- und Fernwirkung und den Erwartungen der Betrachter erzeugt eine Dramaturgie, die sich in der Bewegung um und auf das Gebäude zu erschließt. Die abstrakte Interaktion mit der Projektion ist ein Hinweis auf die Beziehung zwischen Menschen und ihrer Umgebung und verweist auch auf Effekte unwissender Einflussnahme. Durch die interaktive Komponente findet ein Dialog zwischen Mensch und Architektur und den Menschen untereinander statt. Das Projekt steht so nicht nur sinnbildlich für die Funktion, die die Synagoge innerhalb der Gemeinde erfüllt, sondern auch für Ihre Verankerung im städtebaulichen Kontext.
Sound Artist: Jan P. Longerich
Veranstaltungstechnik: Stage-Pro